nachts wenn wir schlafen

Jedes Kind weiß, dass Dinge leben. Dass Puppen sprechen und Tassen Gefühle haben, Pullis absichtlich kratzen und Bürsten traurig sind, wenn man sie nie benutzt.

Nur Erwachsene sind später so doof, sich zu wundern, wenn Schlüssel verschwinden und Mützen sich in Luft auflösen, wenn Socken vereinsamen und Kugelschreiber sich vermehren. Die Dinge sind ihrem natürlichen Freiheitsdrang gefolgt und auf Wanderschaft gegangen, denn alle Dinge wollen wandern.

Wenn wir also schlafen, tanzen nicht nur die Mäuse auf dem Tisch.

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Jedes Kind weiß, dass Dinge leben. Dass Puppen sprechen und Tassen Gefühle haben,
Pullis absichtlich kratzen und Bürsten traurig sind, wenn man sie nie benutzt.
Nur Erwachsene sind später so doof, sich zu wundern, wenn Schlüssel verschwinden und Mützen sich in Luft auflösen, wenn Socken vereinsamen und Kugelschreiber sich vermehren. Die Dinge sind ihrem natürlichen Freiheitsdrang gefolgt und auf Wanderschaft gegangen, denn alle Dinge wollen wandern.

Wenn wir also schlafen, tanzen nicht nur die Mäuse auf dem Tisch.

Begegnen sollen sich bei uns immer zwei Gegenstände, die dann miteinander agieren. Die eigenständige Bewegung verleiht diesen Dingen ausgeprägten Charakter und noch mehr Persönlichkeit (die sie ohnehin haben werden, da sie von Kinderhänden aus Sperrholz ausgesägt wurden.)

In unserer Arbeit kommen sie zu zweit auf eine kleine Bühne, in ein mechanisches Theater. Die Kinder werden dafür eigene Wahlverwandtschaften schaffen. Etwas aus ihrer Küche soll etwas aus ihrem Kinderzimmer begegnen. Ein nützlicher Alltagsgegenstand soll einem Spielobjekt oder vielleicht auch ein Geschenk einem Nahrungsmittel begegnen (Grenzen sind fließend) Etwas Unverzichtbares begegnet etwas Überflüssigem, etwas Unvergängliches etwas Organischem…

Aus ihrem Umfeld nehmen sie zwei Dinge, vielleicht den Turnschuh und die Halskette, das Springseil und die Zahnbürste, den Schlüssel und den Zahn, den Hammer und das Ei…

Wir sprechen über Realismus und Surrealismus und zeigen den Kindern Kunst dieser Strömungen.

Im Surrealismus formulierte Lautréamonts 1874 die berühmte Metapher aus den Gesängen des Maldoror "Schön wie die Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch" (gemeint war ein junger Mann). Das wurde nicht nur zum "Slogan" des Surrealismus, sondern ist auch eine literarische Vorwegnahme des Objet trouvé in dieser surrealen Form.

Ein großformatiges Tagebuch für technische Skizzen, gestalterische Entwürfe, Bilder, Fotos und Geschichten begleitet die praktische Arbeit.
Wir werden das berühmte Zitat illustrieren und weitere Paarbegegnungen erfinden.
Geschichten erzählen, Comics zeichnen, Details planen…Die Arbeit darin kann auch ein erholsamer Rückzug sein, das Buch bleibt als Erinnerung.

DIE PRAXIS
Jedes Kind baut ein kleines Theater. Es gibt eine Vorderseite, auf der die Dinge agieren, eine Trennwand, die gleichzeitig den Hintergrund der Szene bildet, und die von hinten gut sichtbare Mechanik.
Man dreht an einer Kurbel, eine Achse dreht sich, Riemen übertragen die Bewegung auf Räder, und wieder mal bringt der Exzenter die Senkrechte ins Spiel und lässt Kannen kippen oder Schlüssel hüpfen. Kreisen, eiern, wackeln, schwingen…viele Bewegungen werden wir ermöglichen.

Die zwei Gegenstände sollen mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt werden, sie sollen gezeichnet, portraitiert und reflektiert werden in Form und Funktion. Die Darstellungsart wird wohl überlegt.

Im Theater treten die Dinge als flache Schablonen auf, (dennoch als Licht-und Schattenträger gemalt) sie werden also von drei auf zwei Dimensionen konzentriert.
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